BERLIN — In der Heimat der Grünen Soße und des Ebbelwoi holte 2021 die SPD 14 von insgesamt 22 Wahlkreisen, die CDU gewann dagegen nur sechs und die Grünen einen. Mit der neuen Wahlrechtsreform könnten 2025 vier Direktmandate in Hessen wegfallen — besonders zittern müssen die Frankfurter.
Die SPD
15 Abgeordnete stellt die SPD, die beiden Bezirkschefs Timon Gremmels (Nord) und Kaweh Mansoori (Süd) wurden auf der Strecke Landesminister. In Hessen kann viel gewonnen und verloren werden, der Kampf um die Plätze wird intensiv.
Die aktuellen Abgeordneten sind: Sören Bartol, Esther Dilcher, Felix Döring, Edgar Franke, Andreas Larem, Bettina Müller, Lennard Oehl, Natalie Pawlik, Martin Rabanus, Michael Roth, Nadine Ruf, Dagmar Schmidt, Melanie Wegling, Jens Zimmermann und Armand Zorn.
Aufhören sollen im Norden Roth und Franke (noch nicht offiziell). Für Franke dürfte Landesvize Philipp Rottwilm folgen. Im Süden hört mindestens Müller auf.
Die SPD stellt nach dem Hessenschritt auf. In Siebenerblöcken stellt der Süden jeweils fünf Abgeordnete, der Norden zwei. Dazu männlich und weiblich im Wechsel.
Innenministerin Nancy Faeser dürfte in ihrer Heimat im Main-Taunus antreten, wo sie jedoch nicht gewinnen kann. Sie wird voraussichtlich Listenerste bei den Sozialdemokraten.
Hinter Faeser dürfte Landeschef Bartol auf der Liste folgen, dann Fraktionsvize Schmidt. Auf den vier folgenden Plätzen streiten sich Zorn (Frankfurt im Rücken!), Zimmermann (Seniorität), Landesgruppenchefin Wegling und Pawlik.
Die CDU
Im Bundestag sitzen derzeit zwölf Abgeordnete der Union: Michael Meister, Michael Brand, Markus Koob, Klaus-Peter Willsch, Astrid Mannes, Norbert Altenkamp, Björn Simon, Helge Braun, Patricia Lips, Katja Leikert und Bettina Margarethe Wiesmann. Sie alle wollen weitermachen — bis auf Leikert.
Leikerts Erbe möchte der JU-Vize und ihr ehemaliger Mitarbeiter, Pascal Reddig, antreten. Er ist bisher der einzige Bewerber in Hanau und wird im Kreis unterstützt. Ende Oktober soll er nominiert werden.
Auch sonst gibt es viele junge Gesichter — Hessens Generalsekretärin Anna-Maria Bischof soll Schwalm-Eder übernehmen. Johannes Wiegelmann will es erneut in Main-Kinzig versuchen und Kohl-Enkel Johannes Volkmann möchte Lahn-Dill von sich überzeugen.
Im Wahlkreis Bergstraße fordert der Kreisverbandsvorsitzende Torben Kruhmann den Mandatsträger Meister heraus — der Ausgang ist unklar.
In der Main-Metropole gilt bei den Konservativen das Frankfurter Gesetz: Ein Wahlkreis geht an den Sozialflügel CDA und einer an den Wirtschaftsflügel MIT. In Frankfurt I sieht es ganz danach aus, als würde der CDA-Kreisvorsitzende Yannick Schwander das Rennen machen. Wiesmann könnte in Frankfurt II Gegenwind von anderen MIT-Kandidaten bekommen.
Als die Top-Fünf für die Liste gelten Braun, Lips, Bischof, Brand und der (noch nicht entschiedene) Spitzenkandidat der JU. Über die Liste wird im Frühjahr entschieden.
Die Grünen
Die Grünen stellen derzeit neun hessische Abgeordnete im Bundestag. Der Parteichef Omid Nouripour (Listenplatz zwei) geht erneut ins Rennen. Ambitionen werden auch Tarek Al-Wazir nachgesagt, der seit dem Regierungswechsel 2024 im Landtag sitzt. Das würde auf der Liste „alles durcheinanderbringen“, wie POLITICO von den Grünen erfuhr.
Frei wird der dritte Listenplatz von Kordula Schulz-Asche, die sich aus dem Parlament verabschiedet. Ungerade Plätze müssen aber nach Grünen-Arithmetik weiblich besetzt werden. Auch der vierte Platz von Wolfgang Strengmann-Kuhn könnte frei werden, sollte er nicht mehr antreten, womit einige in der Partei rechnen. Öffentlich erklären wollte er sich dazu nicht.
Auf den hinteren Plätzen könnte es durch die Wahlrechtsreform und ein möglicherweise schlechteres Ergebnis eng werden. Boris Mijatović, der nochmal antreten will, würde es auf seinem achten Listenplatz von 2021 vermutlich nicht mehr nach Berlin schaffen.
Auch bei der Pole-Position könnte es einen Wechsel geben. Bettina Hoffmann (2021 auf der Eins) will wieder kandidieren — wie wir aus der Partei hören, aber nicht mehr an der Spitze. Die Grünen rechnen stattdessen mit Europaministerin Anna Lührmann. Sie tritt nicht im Wahlkreis Rheingau-Taunus-Limburg an, sondern im Main-Taunus-Kreis von Schulz-Asche, wie sie uns sagte.
Die FDP
Für FDP sind sieben Hessen in Berlin. Spitzenkandidatin Bettina Stark-Watzinger wird voraussichtlich wieder antreten und den ersten Platz verteidigen. Folgen soll ihr (wieder) Thorsten Lieb. Ebenfalls weitermachen soll auch Till Mansmann. Jürgen Lenders wird wohl nicht mehr antreten. Unklar ist es bei Peter Heidt.
Bereits nominiert sind Alexander Müller, Katja Adler (sie hat sich in einem Stechen knapp gegen den Jungen Liberalen Tim Hordorff durchgesetzt) und Newcomer Alexander Keller (der 23-jährige Junge Liberale tritt in Marburg-Biedenkopf an).
Lisa Deißler ist in diesem Jahr aus dem hessischen Landtag ausgeschieden. Sie könnte sich um ein Bundestagsmandat bewerben, wird gemunkelt. Die Listenaufstellung ist für Ende November geplant.
Die AfD
Aktuell vertreten vier Abgeordnete die hessische AfD im Bundestag. Mariana Harder-Kühnel, Jan Nolte und Uwe Schulz wollen auch im nächsten Jahr wieder kandidieren.
Auf Platz eins der Liste wird Nolte antreten. Auf den zweiten Platz schielen sowohl Schulz als auch Harder-Kühnel — beide sind schon länger miteinander verfeindet. Wer am Ende welchen Platz einnehmen wird, wird Anfang September entschieden.
Nicht mehr antreten wird voraussichtlich Albrecht Glaser, erfuhr POLITICO. Der 82-Jährige ist mit der Mitgliedsnummer 30 eines der letzten AfD-Gründungsmitglieder in der Fraktion.
Joana Cotar tratt etwa ein Jahr nachdem sie für die AfD in den Bundestag zog aus der Partei aus, und ist jetzt fraktionslos.
Die Linke
Nachdem Ali Al-Dailami zum BSW gewechselt ist, sitzen nur noch zwei Abgeordnete im Bundestag.
Es ist davon auszugehen, dass die Bundesparteivorsitzende Janine Wissler nochmal antritt. Jörg Cezanne, der erst nach Berlins Teilwiederholungswahl im Februar als Nachfolger von Pascal Meiser in den Bundestag einzog, hat sich noch nicht geäußert. Die Liste soll im April stehen.
Das BSW
Die Wagenknecht-Partei hat bislang noch nicht mal einen Landesverband. Ob Ali Al-Dailami für BSW-Hessen weiter kandidiert, ist noch unklar.
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