BERLIN — Schleswig-Holstein ist mal rot, mal schwarz, mal grün. Die nächste Bundestagswahl rückt näher und die Spannung steigt.
In der vergangenen Bundestagswahl gewannen die Sozialdemokraten acht von elf Wahlkreisen und die Union zwei in Nordfriesland und Steinburg. Robert Habeck sicherte sich als einziger Grüner ein Direktmandat im Wahlkreis Nr. 001 Flensburg.
POLITICO hat recherchiert, welche Kandidaten in Schleswig-Holstein wieder antreten — und wer ausscheidet:
Die SPD
Laut aktuellen Umfragen könnte die SPD die meisten Wahlkreise wieder verlieren, am sichersten sind Lübeck und Kiel. Die Liste wird abwechselnd von einem Mann und einer Frau aufgestellt — und könnte der Partei fünf oder sechs Mandate sichern.
Die Pole-Position hat Tim Klüssendorf. Er ist zwar Erstsemester, hat sich aber den Fraktions– und Kreisvorstand gesichert und zuletzt die Leitung der Linken von Sönke Rix übernommen. Mützenich und die Parteispitze setzen ohnehin auf den Lübecker.
Rix belegte 2021 noch Listenplatz Eins — doch in der kommenden Wahl tritt er nicht mehr an. In Kiel tritt Mathias Stein zurück und macht seinem Wahlkreis (wahrscheinlich) frei für Christina Schubert.
Bettina Hagedorn hatte 2017 die letzte Legislaturperiode angekündigt, jetzt will sie noch eine weitere Verlängerung. (Uns bittet sie offiziell noch um Geduld).
Nina Scheer dürfte bei den Frauen wieder die erste Kandidatin werden, gefolgt entweder von Bettina Hagedorn oder der (wohl) neuen Kieler Kandidatin Christina Schubert.
Bei den Männern folgt Ralf Stegner. Bengt Bergt hat beste Chancen auf den letzten Platz. Kristian Klinck dürfte sich verabschieden.
Die CDU
Die Konservativen wollen ihr Land zurück. Schließlich konnten sie 2021 mit Astrid Damerow und Mark Helfrich nur zwei Direktmandate gewinnen. Die weiteren vier Abgeordneten sind über die Liste in den Bundestag gezogen.
Johann Wadephul soll wieder an der Spitze der Liste stehen. „Die CDU will alle Wahlkreise direkt gewinnen“, sagt er uns. Er wurde im Juli offiziell für den Kreis Rendsburg-Eckernförde nominiert. Astrid Damerow tritt nicht wieder an. Ingo Gädechens weiß es noch nicht. Petra Nicolaisen, Melanie Bernstein und Mark Helfrich wollen weitermachen.
In Kiel will die Kommunalpolitikerin Magdalena Drewes für den Bundestag antreten. Claudia Schmidtke will wechseln — in Lübeck hat die Wiederwahl 2021 für sie nicht geklappt und auch für 2025 scheint sie sich wenig Erfolg auszurechnen. Deswegen versucht sie es einen Wahlkreis weiter in Lauenburg. Doch da fängt die Konkurrenz intern an — mit Henri Schmidt, der das Vertrauen von Generalsekretär Lukas Kilian genießt. Die Kandidaten sollen bis Oktober gewählt werden, die Liste der CDU für die Bundestagswahl soll aber erst im März stehen.
Sandra Carstensen ist die Frau des ehemaligen Ministerpräsidenten Peter Harry Carstensen. Nun will sie auch in den Bundestag — und bewirbt sich um den Wahlkreis Plön-Neumünster. Doch der Wahlkreis ist beliebt, denn sie hat vier parteiinterne Konkurrenten.
Sein Comeback im Norden will Christian von Boetticher feiern. Rund 13 Jahre nach seinem spektakulären Rücktritt als Chef der schleswig-holsteinischen CDU in Folge einer Affäre mit einer Minderjährigen („Es war schlichtweg Liebe“) plant er seine Rückkehr in die Politik. Er will Pinneberger CDU-Kandidat für die Bundestagswahl werden.
Die GRÜNEN
Derzeit sitzen sechs grüne Abgeordnete aus Schleswig-Holstein im Bundestag. Im Norden hoffen die Grünen auf den Habeck-Effekt. Ein Kanzlerkandidat aus Schleswig-Holstein wäre gut für das Gesamtergebnis, so das Kalkül.
Nachdem Annalena Baerbock eine erneute Kanzlerkandidatur ausgeschlossen hat, hat der Vizekanzler mehr als gute Chancen, im Jahr 2025 das Rennen um die Spitze zu gewinnen.
Bei den Grünen gehen ungerade Plätze an Frauen und gerade an Männer. Dementsprechend hat Habeck den Listenplatz Zwei sicher. Außerdem könnten Luise Amtsberg, Bruno Hönel, Denise Loop, Ingrid Nestle und Konstantin von Notz erneut kandidieren.
Bislang hat jedoch nur Nestle ihre erneute Kandidatur erklärt, bei Habeck ist es eine Formalie. Die anderen wollen mit dieser Entscheidung noch warten. Es werden aber keine großen Veränderungen auf der Liste erwartet. Mit größter Spannung blicken viele auf Konstantin von Notz, dem auch anderes zugetraut wird.
Die FDP
Die Liberalen bauen weiter auf Wolfgang Kubicki. Der 72-Jährige ist eines der prominentesten Gesichter der Partei, nicht nur in Schleswig-Holstein. Vier Plätze nimmt die Partei aktuell ein. Im November soll die Liste stehen.
Weitere bekannte Gesichter wird es auf den Top-Listenplätzen der FDP wohl wieder geben. Nach Kubicki folgen voraussichtlich Gyde Jensen, Max Mordhorst und der Newcomer Philipp Rösch aus Pinneberg. Christine Aschenberg-Dugnus tritt nach drei Wahlperioden nicht wieder an.
Die AfD
Bei der letzten Bundestagswahl konnte die AfD in Schleswig-Holstein mit Uwe Witt und Gereon Bollmann zwei Plätze gewinnen — Witt, der auf Listenplatz eins stand, verließ jedoch kurze Zeit später die Partei, sie sei „zu rechts“. Jetzt muss die Partei umdisponieren.
Sein Nachfolger als Spitzenkandidat könnte somit die vorherige Nummer zwei, Gereon Bollmann, werden — dieser ist sich allerdings noch gar nicht sicher, ob er das überhaupt will. Bis Herbst will er eine Entscheidung treffen.
Weitere mögliche Kandidaten sind Volker Schnurrbusch, der bereits für die Europawahl aufgestellt wurde, oder Kurt Kleinschmidt, Vorsitzender des Landesverbands.
Die LINKE
Mit Cornelia Möhring verliert die Partei ihre einzige Abgeordnete aus dem hohen Norden. Möhring war seit 2009 bei allen Wahlen über Platz Eins der Landesliste der Linken in den Bundestag eingezogen. Im Jahr 2025 wird sie nicht mehr antreten: „16 Jahre Berufspolitik reichen und ich freue mich dann ab Oktober 2025 aufs Ehrenamt“, sagte sie.
Das BSW
Für das noch junge Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) formiert sich die Gruppe erst langsam, bisher hätten sich 50 Interessenten gemeldet, die jetzt alle sorgfältig geprüft werden würden.
Beim Gründungsparteitag hat sich eine Kerntruppe für Schleswig-Holstein gebildet, einige der Mitglieder waren wie Wagenknecht früher bei der Linken. Dazu zählen etwa Frank Hamann, der zeitweise der Flensburger Ratsversammlung angehört hat, und Danny Blechschmidt, der einen Sitz im Kreistag von Schleswig-Flensburg hat.
Fraktionslos
Stefan Seidler ist Teil des Südschleswigschen Wählerverbands — einer Regionalpartei für die dänische Minderheit. Seidler möchte erneut kandidieren, sofern seine Partei ihn unterstützt. Die Entscheidung fällt im Frühjahr.
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